Kłodzko [Glatz] ist die älteste und größte Stadt des Glatzer Landes. Ihre strategische Lage zwischen dem Tal der Glatzer Neiße und dem Festungsberg (369 m.ü.M.) trug maßgeblich zur Entwicklung und Bedeutung der Stadt bei. Seit dem Mittelalter war die Stadt ein wichtiges Handels- und Verteidigungszentrum. Die Geschichte von Kłodzko ist eine gemeinsame Geschichte von Tschechen, Deutschen und Polen, Katholiken, Protestanten, Juden, Handwerkern, Händlern, Mönchen und Soldaten. Im Schmelztiegel der Kulturen, Religionen und Berufe entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg eine Stadt, die heute eine der schönsten Städte Niederschlesiens und kulturell-touristisches Zentrum der polnisch-tschechischen Grenzregion ist.
Die erste aufgezeichnete Erwähnung Kłodzkos ist in der „Chronica Boemorum” von Cosmas von Prag zu finden. Cosmas von Prag erwähnt dort, dass 981 der Vater des hl. Adalbert von Prag, der tschechische Fürst Slavnik, gestorben war, der eine an der Neiße gelegene Festung mit dem Namen Kłodzko besaß. Archäologische Funde und historische Überlieferungen zu diesem Gebiet weisen jedoch darauf hin, dass an dem Ort, der sich auf der Bernsteinstraße zwischen Tschechien und Polen befindet, bereits viel früher eine Festung existierte.
Im 11. Jahrhundert ist Kłodzko Gegenstand häufiger polnisch-böhmischer Konflikte und geht aller paar Jahre abwechselnd aus den Händen der Piasten in die der Přemysliden über. 1114 brennt der böhmische Fürst Sobiesław I. die Burg aus Holz völlig nieder, um sie 1129 teilweise gemauert wieder aufzubauen. Am 30. Mai 1137 übergibt Bolesław Schiefmund Sobiesław I. Kłodzko kraft eines Friedensvertrags. So befindet sich die Stadt mehrere Jahrzehnte lang unter böhmischer Herrschaft. 1200 existieren vor Ort außer der Burg ein Markt mit dem benachbarten Dorf, zwei Kirchen und ein Spital. Zwischen 1253 und 1278 gründet der böhmische König Przemysław Ottokar II. die Stadt nach deutschem Stadtrecht; das älteste erhaltene Dokument mit dem Stadtsiegel stammt aus dem Jahr 1305. Im 14. Jahrhundert wird Kłodzko von zahlreichen Katastrophen heimgesucht: Epidemien, Brände und Überschwemmungen. Die schlimmste Katastrophe passiert im Jahr 1310 und fordert über tausend Opfer. Trotz dieser Schwierigkeiten erlebt die Stadt in dieser Zeit eine wirtschaftliche Blütezeit, hauptsächlich durch die Verleihung weiterer Vorrechte. In Kłodzko ist eine der zu dieser Zeit besten schlesischen Schulen und die Klosterbibliothek zu finden; es entwickeln sich Handwerkszünfte, von denen bereits über 30 existieren. Der Beginn des 15. Jahrhunderts ist die Zeit der Hussitenkriege; 1428 stellt sich Kłodzko Hussitentruppen entgegen, die die Stadt stürmen, aber bereits 1453 wird die Stadt Eigentum des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, der das Glatzer Land 1459 zu einer eigenständigen Grafschaft macht.
Das 16. Jahrhundert ist für Kłodzko eine Blütezeit, aber auch erneut eine Zeit vieler Überschwemmungen und Brände. 1526 übernimmt die Dynastie der Habsburger die Macht in der Stadt, wobei besonders Ernst von Bayern verdienstvoll war (ab 1549). In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts befinden sich auf dem Gebiet der Innenstadt 275 Anwesen, darunter zahlreiche gemauerte Mietshäuser im Renaissance-Stil. Bevor Kłodzko zu einem der Schauplätze des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) wird, leben in der Stadt fast ausschließlich Protestanten. 1622 endet die mehrwöchige Belagerung Kłodzkos durch die Streitkräfte des katholischen Königs Ferdinand II. mit der Kapitulation. Enorme Zerstörungen und Bevölkerungsverluste stürzen die Stadt in eine mehrere Jahrzehnte lang andauernde Wirtschaftskrise. Nachdem jedoch die Jesuiten erneut nach Kłodzko kommen, blüht dort das Schulwesen sowie das intellektuelle und kulturelle Leben erneut auf.
Eine weitere wichtige Etappe in der Geschichte der Stadt ist der Erste Schlesische Krieg (1740-1742) zwischen Österreich und Preußen. In dem Streit um Schlesien geht Friedrich II. der Große als Sieger hervor und so befindet sich die Grafschaft Glatz ab 1742 über 200 Jahre lang unter preußischer Herrschaft. Kłodzko wird zu einer Garnisonsstadt und die gesamte Befestigung mitsamt der Festung wird an der Spitze ausgebaut und verstärkt, so entsteht u.a. ein Donjon. Trotz dieses ausgezeichneten Verteidigungssystems zwingen die Franzosen unter der Führung von Jérôme Bonaparte während der Napoleonischen Kriege (1803-1815) nach Monaten des Kampfes im Juni 1807 die Verteidiger der Festung zur Kapitulation. Die Wege der Politik führen jedoch dazu, dass die Stadt unter preußischer Herrschaft verbleibt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts breitet die Stadt Kłodzko sich allmählich außerhalb der Stadtmauern aus, da sie langsam ihren strikt militärischen Charakter verliert. In dieser Zeit entstehen Wasserleitungen (1886), es entsteht eine Zugverbindung in die Stadt (1874), es wird ein Gefängnis (1887) und ein Gericht (1897) erbaut. Diese Entwicklung wird jäh von dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und später durch die Krise der Zwischenkriegszeit unterbrochen, das Leben neben der Stadt jedoch verläuft selbst in globalen Krisen einigermaßen normal.
Während des Zweiten Weltkriegs befindet sich in der Kłodzkoer Festung ein berüchtigtes Gefängnis, Hinrichtungsort für Gefangene und deutsche Deserteure, ab 1944 außerdem die Rüstungsfabrik des AEG-Konzerns, die Bauteile für U-Boote und die V1- und V2-Raketen herstellt. Am 2. Juni 1945 übernimmt die polnische Verwaltung die Herrschaft über Kłodzko, wobei die Deutschen größtenteils ausgesiedelt werden. Zu den wichtigsten Ereignissen der Nachkriegszeit gehören die Aktion zur Rettung der Kłodzkoer Altstadt in den Jahren 1958-1976 sowie die „Jahrtausendflut” 1997, als sich in der Nacht vom 7. zum 8. Juli der Wasserstand der Glatzer Neiße aufgrund des strömenden Regens um über 8,7 m über dem normalen Wasserstand erhöhte, wodurch die Straßen überflutet und viele Gebäude, insbesondere in der Umgebung der „Sandinsel” [Wyspa Piasek] sowie im östlichen Teil der Stadt zerstört wurden.
Die Spuren vieler dieser Ereignisse sind möglicherweise auf den ersten Blick nicht sichtbar, aber dennoch in Kłodzko gegenwärtig, wodurch man sich auf Schritt und Tritt in die über 1000-jährige Atmosphäre der Stadt einfühlen kann.