Die jüngsten Touristen möchten wir auf eine Reise durch Glatz mit Rätseln, Geheimnissen und Überraschungen einladen. Unser Ausflug beginnt am Springbrunnen vor dem Rathaus. Dieser Springbrunnen ist der ehemalige städtische Brunnen, wo die Einwohner Wasser geschöpft haben, bevor es noch Wasserwerke gab. Den zentralen Punkt des Springbrunnens bildet eine auf zwei Beinen stehende Löwenfigur mit Krone. So ein Löwe hält auch die Uhr auf der Rathauswand.
Sieht Euch genau die Glatzer Löwen an: sie haben doppelte Schwänze, weil so ein Löwe mit doppeltem Schwanz auch im Wappen von Glatz zu finden ist. Warum? Legenden erklären dieses Rätsel auf unterschiedliche Weise. Eine besagt, dass unvorsichtige Bürger, die aus Prag mit dem vom König verliehenen Wappen kamen, zufällig dem Löwen seinen Schwanz kaputt geschlagen haben, eine andere schiebt die Schuld auf Räuber, die die Glatzer mit dem steinernen Wappen überfallen haben und noch einer andere spricht von einem geistesabwesenden königlichen Maler, der es vergessen haben soll, den Schwanz auf das Wappenschild zu malen. So oder so, die Bürger kamen vom König mit einem Löwen ohne Schwanz und dieser - als Beweis für die königliche Gnade - hat für den Fall der Fälle einen Löwen mit zwei Schwänzen anfertigen lassen. Diesmal sind die Glatzer problemlos nach Hause gekommen und der Löwe blieb für alle Zeiten mit zwei Schwänzen.
Etwas unter dem Springbrunnen vor dem Rathaus könnt ihr einen Pranger , sehen, der hier 2011 aufgestellt wurde, genau an der gleichen Stelle, wo er im Mittelalter stand. Das Original von 1551 ist nicht erhalten geblieben. So eine steinerne Säule diente vor Jahren zur Bestrafung von Verbrechern, z.B. Dieben oder Räubern, die man daran gefesselt und ausgepeitscht hat. An der Spitze des Glatzer Prangers steht ein kleiner Dieb mit vollem Sack.
Geht jetzt entlang der unteren Marktfrontfassade und schaut Euch die historischen Häuser an, die eigene Namen tragen. Könnt Ihr die Apotheken „Zum Hirsch“ und „Zum Negerlein“ sowie das frühere Hotel „Zum schwarzen Bären“ finden? Welche gefällt Euch am meisten?
Wir verlassen den Markt und gehen in die Witt-Stwosz-Straße bis zur Johannisbrücke. Sie ist so alt, dass sogar Gelehrte darüber streiten, wann sie entstanden ist. Sie kann schon über 700 Jahre alt sein. Sie hat alle gewaltigen Hochwasser, die die Stadt verwüsteten, überstanden. Dies angeblich, weil zum Kalkmörtel - der die Steine verbindet - Eiweiß von Hühnereiern hinzugegeben wurde. Auf der Brücke stehen Skulpturen von Heiligen, die fromme Einwohner des Glatzer Landes mehrere hundert Jahre nach dem Bau der Brücke bestellt haben. Erkennt Ihr unter diesen den Hl. Franz Xaver - den Schutzheiligen von Glatz? Diesen Heiligen hat man um Rettung gebeten, als die Pest wütete, deshalb hat man an seinen Füßen Figuren von Kranken gemeißelt.
Wenn wir über die Brücke kommen, stehen wir auf der Sandinsel, die von einer Seite von der Neiße und von der anderen vom Mühlengraben umgeben wird. Dieser Stadtteil wurde sehr oft von Hochwassern heimgesucht. Das letzte war 1997. Damals wurde der Steinwolf bekannt: Ihr könnt ihn über dem Eingang zu einem der alten Bürgerhäuser an der Grottger-Straße finden.
Beim Hochwasser haben sich die Menschen daran erinnert, dass ein Wahrsager einst prophezeit hat, dass der Wolf Wasser trinken wird, wenn drei mal die Sieben aufeinander trifft und so war es auch am 7. Juli 1997 (07.07.1997) geschehen.
Wir verlassen die Sandinsel und kommen zurück in die Altstadt über den Franziskanerplatz. Auf der Klostermauer, hinter der Figur des Hl. Franziskus, sitzen zwei Katzen. Dies sind die magischen Helden der Glatzer Kindermärchen aus dem Buch „Geheimniss und Zauberei von Glacella“. Die Katzen aus dem Buch sind Zeitreisende durch die Geschichte von Glatz, sie lernen bekannte Menschen kennen und nehmen an für die Stadt wichtigen Ereignissen teil. Wir Verlassen die Daszyński-Straße über den Park der nach Sibirien Verbannter. Hier an der Mauer einer Privatschule sitzen zwei weitere Katzen: am Eingang die Schüler-Katze und hinten an der Zwisza-Czarny-Straße die Bettler-Katze. Von hier gehen wir nach oben zur großen gotischen Kirche. Und hier erwartet uns eine Überraschung - anstatt die Treppen aufwärts zu laufen, gehen wir nach unten zur Unterirdischen Touristikroute, die den Namen des Tausendjährigen Polnischen Staates trägt.
Unter der ganzen Altstadt haben die früheren Einwohner mehrere Ebenen von Kellern gebaut. Dort wurden verschiedene Sachen aufbewahrt, die Kälte brauchten, z.B. Lebensmittel und Bier, Waren von Kaufleuten, für die es oben keinen Platz gab sowie verschiedene wertvolle Gegenstände. Die Menschen haben sich dort auch während der Kriege versteckt. Wenn wir die Route entlang gehen, könnt Ihr sehen und hören, wie das leben der früheren Glatzer ausgesehen haben konnte, aber wir treffen auch andere Bewohner des unterirdischen Reichs, die vor unseren Füßen weglaufen werden.
Über die Glatzer Unterwelt kommen wir am Fuße der Festung an, der größten Touristenattraktion der Stadt. Diese wurde im 18. Jh. anstelle des früheren Sitzes der Glatzer Herrscher erbaut. Es ist ein riesiges Bauwerk mit sehr dicken Mauern. Von den Aussichtsterrassen könnt Ihr die ganze Stadt bewundern und wenn es schönes Wetter gibt, dann auch die Umgebung sowie weite Gebirgszüge. Bei der Besichtigung der Festung lernt Ihr verschiedene geheimklingende Bezeichnungen, wie: Donjon, Ravelin, Bastei oder Kasematten. Ihr lernt auch bekannte Insassenen der Festung kennen, auch solche, die es geschafft haben zu flüchten. Einer von diesen war ein cleverer Franzose, Hauptmann Charles Lux. Er bezahlte die Wächter, damit diese ihm Essen aus dem Restaurant mit viel Zitrone und Pfeffer brachten. Dank dem Zitronensaft, also Geheimtinte, hat er einen Brief an seinen Bruder geschrieben, den dieser nach dem Erwärmen des Papiers über einer Kerze lesen konnte.
Gemäß Anleitung aus dem Brief, hat der Bruder dem gefangenen gehaltenen Charles eine im Buchumschlag versteckte Pfeile geschickt. Der Hauptmann hat das Gitter durchsägt, ist über die Festungsmauer gesprungen und mit dem Zug nach Hause gefahren. Und der Pfeffer? Den Pfeffer nutzte er, um die Spürhunde zu täuschen, die solche Nasenprobleme bekamen, dass sie den Geflohenen nicht auffinden konnten.
Wenn Ihr schon 5 Jahre alt seid, könnt ihr auch die Konterminenkorridore besuchen und erfahren wozu sie gedient haben. Vergisst nicht, dass in der Unterirdischen Touristenroute und den Korridoren das ganze Jahr durch eine konstante Temperatur von ca. 8-10˚C herrscht, deshalb muss man sich an heißen Tagen warmer anziehen, bevor man runter geht.
Wenn Ihr Lust auf einen weiteren Spaziergang durch die Attraktionen von Glatz habt, erwarten Euch noch viele andere interessante Orte und Attraktionen. Ihr könnt z.B das Museum des Glatzer Landes besuchen und sich ein Modell des früheren Glatz anschauen oder eine Gondelfahrt über den Mühlengraben machen.